Ist Ihr Unternehmen schon klimafit?
von Gabriele Kaier, 07.10.2021
Das Wiener Start-up Glacier hat sich das Ziel gesetzt, dass Klimaschutz ein zentraler Teil jedes Unternehmens wird. Dabei setzt Glacier auf engagierte Mitarbeiter*innen, denen Klimaschutz am Arbeitsplatz ein Anliegen ist. In der Glacier-Community finden diese “Climate Rangers” Austausch mit anderen Unternehmen, Weiterbildung und Inspiration, um Klimaschutz im ganzen Betrieb zu verankern. Wir haben mit Andreas Tschas, CEO und einer der beiden Gründer von Glacier gesprochen und ihn gefragt, wie Unternehmen den Klimaschutz einfach und effizient umsetzen können.
Weg von einer zentralen „Nachhaltigkeitsabteilung“, hin zur Verankerung des Themas in allen Abteilungen
Klimaschutz ist kein “nice to have”-Thema mehr, das nur wenige Mitarbeiter*innen betrifft. Ähnlich wie bei der Digitalisierung wird uns eine Transformation bevorstehen. Andreas Tschas, Gründer von Glacier, ist sogar der Ansicht, dass Unternehmen, die Nachhaltigkeit verschlafen, früher oder später vom Markt verschwinden werden.
Welche Maßnahmen Sie in Ihrer Organisation ergreifen können, um simpel und effizient dem komplexen Thema Klimaschutz zu begegnen und wie das Angebot von Glacier genau aussieht, erfahren Sie in diesem Experteninterview mit Andreas Tschas.
Was ist die Idee von Glacier?
In hunderten Gesprächen mit Unternehmen ist uns klar geworden, dass die Motivation klimafreundlicher zu agieren sehr stark vorhanden ist, jedoch der Einstieg in das Thema auf den ersten Blick oft komplex erscheint. Daher ist es wichtig, dass man das Thema Klimaschutz von einer abstrakten auf eine konkrete Ebene holt. Wir wollen Klimaschutz einfach und verständlich machen und die Menschen in den Unternehmen befähigen hier aktiv zu werden. Denn die Vision von Glacier ist eine Welt, in der Klimaschutz in der DNA eines jeden Unternehmens tief verankert ist. Vor ziemlich genau einem Jahr sind wir deshalb angetreten, die wirkungsvollste Community im Bereich Klimaschutz zu schaffen.
Wer ist Teil der Glacier-Community?
Wir setzen hier vor allem auf “Climate Ranger” – das sind Menschen denen Klimaschutz ein wichtiges Anliegen ist, nicht nur privat, sondern auch am Arbeitsplatz. Im ersten Jahr konnten wir bereits mehr als 140 Unternehmen für unsere Vision begeistern, darunter bekannte Unternehmen wie Bank Austria, Magenta, Microsoft, ÖBB oder Verbund, aber auch zahlreiche KMUs. Über diese Unternehmen können wir bereits über 140.000 Mitarbeiter*innen erreichen und potentiell zu Climate Rangern machen, die Klimaschutz in ihren Unternehmen vorantreiben.
Für welche Unternehmen eignen sich Eure Angebote?
Wenn wir die Paris-Ziele erreichen und die Erderwärmung auf unter 1,5°C begrenzen wollen, dann braucht es entschiedenes Handeln aller Unternehmen. Der Druck, aktiv zu werden wird enorm steigen und drastische Einschnitte, z.B. in Form einer CO2 Bepreisung werden uns bevorstehen.
Nachhaltigkeit ist somit kein „nice to have“-Thema mehr, das nur wenige Mitarbeiter*innen betrifft, sondern wird uns ähnlich wie bei der Digitalisierung als Transformation bevorstehen. Unternehmen, die diesen Wandel nicht mittragen möchten und Nachhaltigkeit nicht in ihrer Unternehmens-DNA verankern, werden unserer Meinung nach auf lange Sicht nicht überleben können.
Somit macht es für jedes einzelne Unternehmen Sinn, Klimaschutz in den Fokus zu rücken. Das zeigt sich auch in unserem Kund*innenkreis, denn wir arbeiten mit Unternehmen jeglicher Größe. Manche davon sind auf Ihrer Klimaschutz-Reise schon etwas weiter, manche stehen ganz am Anfang. Was sie eint ist, dass sie erkannt haben, dass Klimaschutz kein Thema ist, das „top-down“ zentralisiert von einer Nachhaltigkeitsabteilung „erledigt“ wird, sondern dass es dafür breite Unterstützung aus allen Bereichen braucht.
Wie helft ihr Betrieben dabei, CO2-Emissionen zu senken?
Wir helfen Unternehmen dabei, Ihre Mitarbeiter*innen zu Climate Rangern zu machen, damit der CO2-Fußabdruck im ganzen Unternehmen nachhaltig gesenkt werden kann. Das passiert einerseits im Rahmen des Climate Impact Day, und andererseits in der Climate Ranger Academy. Um den CO2-Fußabdruck einfach zu erheben und in effektiven Schritten Emissionen zu reduzieren, bieten wir außerdem unseren digitalen Carbon Manager „CARMA“ an.
Wie einfach ist es für ein Unternehmen, klimaneutral zu handeln?
Es kommt darauf an… 😊 Im Grunde bedeutet der Begriff klimaneutral erst einmal, dass durch ein Produkt oder eine Dienstleistung die Menge an klimaschädlichen Gasen in der Atmosphäre nicht erhöht wird. „Klimaneutral“ ist also auf den ersten Blick eine gute Sache. Die Krux an der Geschichte ist aber, wie Emissionen vermieden werden. Optimalerweise werden diese Emissionen komplett vermieden oder zumindest stark reduziert. Das ist aber meist aufwendiger und teurer als in sogenannte „Offsets“ zu investieren und damit die Emissionen zu kompensieren. Je nachdem, welchen Ansatz man verfolgt, kann es daher also sehr einfach bis sehr schwierig sein. Fakt ist jedoch, dass die reine Kompensation von Emissionen uns aus zahlreichen Gründen aber auf lange Sicht nicht weiterbringt. Daher ist der Fokus von Glacier ganz klar auf „Reduktion vor Kompensation.“
Mit welchen Maßnahmen erreicht man den größten Impact?
Das hängt stark vom Unternehmen ab, was der größte Hebel ist, da natürlich in einem internationalen Industriekonzern andere Treiber wirken, als in einem kleinen Bürobetrieb. Generell sind aber speziell Energie, Mobilität und Gebäude große Emissionstreiber.
Bei Energie geht ein Umstieg von einem konventionellen Strommix zu echtem Ökostrom sehr schnell und und hat sehr hohe Auswirkungen bei kaum Zusatzkosten. Bei Mobilität wird oft unterschätzt, welchen Einfluss ein Verzicht auf Mittel- und Langstreckenflüge oder eine Verlagerung von Kurzstreckenflügen auf die Bahn haben kann. Im Bezug auf Gebäude kann vor allem ein Umstieg auf klimaschonende Wärmeträger sehr wirksam sein, der zudem auch finanziell gefördert werden kann.
Generell gibt es zahlreiche Maßnahmen, die bei wenig Aufwand große Wirkung erzielen können. Alle diese Maßnahmen finden sich mit einer detaillierten Beschreibung zur Umsetzung und ausgewählten Lösungsanbietern auch in unserem digitalen Carbon Manager.
Welche Rolle haben Mitarbeiter*innen beim Klimaschutz?
Die zentrale Rolle, denn ohne sie kann es kein Unternehmen schaffen, wirklich klimaneutral zu werden. Es ist essentiell, dass Klimaschutz auch von den Mitarbeiter*innen gelebt wird und gerade deswegen ist es für uns bei Glacier wichtig, diese Menschen zu befähigen und in den Prozess einzubeziehen. Die Climate Ranger Academy, sowie unser jährlicher Climate Impact Day befassen sich mit genau diesem Thema und können als Tools innerhalb der Unternehmen eingesetzt werden, um die Mitarbeiter auf die Transformationsreise hin zu mehr Klimaschutz mitzunehmen.
Wie geht Ihr konkret vor, wenn Unternehmen an Euch herantreten?
Wenn Unternehmen auf uns zukommen, dann treibt sie meist schon das Bedürfnis an, klimafreundlicher oder gar klimaneutral zu werden. Viele unserer Kund*innen sind auch schon seit vielen Jahren aktiv. Wir sprechen dann über die Herausforderungen, vor denen sie gerade stehen und wie wir bei Glacier sie dabei mit unseren Produkten unterstützen können. Für manche Unternehmen startet die Reise mit der Academy, wo sie erstmal die Basics erlernen und erste Maßnahmen umsetzen. Andere nutzen den Climate Impact Day als Startschuss für eine nachhaltigere Unternehmenskultur und besuchen dann die Academy, um ihr Wissen zu vertiefen. Wieder andere wollen zuerst ihren CO2-Fußabdruck verstehen, bevor sie weitere Schritte setzen und nutzen dazu unseren Carbon Manager „CARMA“.
Zur Person
Andreas Tschas hat sich mit der Gründung des Pioneers-Festival, dem österreichischen Hotspot der Start-up-Szene, einen Namen gemacht. Mit der Klimaschutz-Community Glacier möchte er und sein Team der Klimakrise entgegentreten und helfen den CO2-Fußabdruck von Unternehmen zu schmälern.